Jugendkantorei auf Nagelkreuzfahrt

Versöhnende Reise in die Vergangenheit

Unterwegs im Zeichen des Nagelkreuzes: Jugendkatorei besucht Nijmegen und Coventry

Als John Petty, der emeritierte Dean der Kathedrale von Coventry, anlässlich des 60. Gedenktages der Zerstörung Pforzheims am 23. Februar 2005, das Nagelkreuz, internationales ökumenisches Symbol für Frieden, Versöhnung und Bewahrung der Schöpfung, für die Stadtkirche und die Stadt Pforzheim überreichte, sagte er: "Es gibt keine Versöhnung unter den Völkern und keine Verständigung zwischen den Generationen, wenn nicht durch die Jugend".

Diesem Gedanken und Auftrag folgend, war die Jugendkantorei Pforzheim mit Landeskantor Kord Michaelis und Kantorin Gudrun Fliegner und Begleitpersonen im Zeichen des Nagelkreuzes in der Woche nach Pfingsten unterwegs in den Niederlanden und in England. Dies war für die 46 Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 19 Jahren keine Tournee durch besonders schöne Städte mit herausragenden Kirchenräumen oder Konzertsälen. Sie besuchten vielmehr Städte, die wie ihre eigene Heimatstadt Pforzheim im 2. Weltkrieg zerbombt und total zerstört wurden. Höhepunkt nach dem niederländischen Nijmegen, wo die Jugendkantorei in der Sint Stevenskerk die Samstagabendvesper und den Sonntagmorgengottesdienst gestaltete, und Rotterdam, beides Nagelkreuzzentren wie Pforzheim, war die St.-Michaels-Cathedral von Coventry, der Ausgangspunkt der weltweiten Nagelkreuzversöhnungsbewegung.

Und während die Jugendkantorei zusammen mit dem Knabenchor der Kathedrale den Evensong probte, waren die Jugendlichen im Rahmen der Pforzheimer Fronleichnamsprozession live auf der Großleinwand aus Coventry zu sehen und zu hören. Roland Ganninger vom Nagelkreuzzentrum Pforzheim, der die Fahrt zur Wiege des Nagelkreuzes initiiert hatte und begleitete, sagte bei dieser Gelegenheit wie auch bei der Überreichung der Großen Versöhnungskerze der Stadtkirche Pforzheim an Martin W. Hayward, den Direktor des "International Centre of Reconciliation", der den Evensong zelebrierte: "Diese Jugendlichen tragen keine Schuld an der Zerstörung Coventrys und seiner Kathedrale durch deutsche Bombergeschwader im November 1940. Aber nur die Jugendlichen der Völker können den Versöhnungsgedanken weiter tragen, wenn wir Älteren längst abgetreten sind."

Das Versöhnungszentrum seinerseits führte die Jugendlichen und ihre Begleitung intensiv und äußerst berührend in die Geschichte der Zerstörung und der Versöhnungsbewegung ein mit dem berühmten "Father Forgive" des damaligen Bischofs Richard Howard und dem Bau der neuen Kathedrale neben der Ruine der alten, voll von Symbolen und ökumensichen Aufträgen.

Für die Jugendlichen, die während der Projektwoche intensive Probenarbeit leisteten, u. a. für Benjamin Brittens "War Requiem", das am letzten Maiwochenende unter der Leitung von Kord Michaelis aufgeführt wurde, hatten die alte und die neue Kathedrale ein besonderes Gewicht: Britten komponierte das gewaltige "War Requiem" für die Einweihung der neuen Kathedrale von Coventry 1962. Und auch die Tatsache, dass  das Nagelkreuz der Stadtkirche, im ökumenischen Gedanken bis Ende Juli in der Bernhadskapelle der benachbarten Herz-Jesu-Kirche zu Gast, auf einem der letzten Trümmersteine der alten Kathedrale montiert ist, untermauerte den Jugendlichen die Erfahrungen und emotionalen Erkenntnisse ebenso, wie die Plastik "Reconciliation", deren Replicas in Berlin an der Bernauer Straße und in Hiroshima aufgestellt sind, und das erschütternde Standbild "Die verwüstete Stadt" von Ossip Zadkine in Rotterdam.

Dass neben all dem trotzdem noch Zeit blieb für einen Besuch in Cambridge, in Stratford upon Avon bei der Shakespeare-Company mit dem Schauspiel "Der Hauptmann von Venedig" in Originalsprache und last but not least ein Tag in London, ist u. a. auch den vielen Spendern und Sposoren zu verdanken, die das Projekt "Die Jugendkantorei nach Coventry" mitfinanziert haben.

 

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Die Jugendkantorei probt in der Sint Stevenskerk in Nijmegen für den Vespergottesdienst

 

 

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Bereits 1953 erhielt die Sint Stevenskerk das Nagelkreuz

 

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Erinnerungsfoto auf der Treppe des Alten Rathauses in Nijmegen
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"Die verwüstete Stadt" von Ossip Zadkine in Erinnerung an die Zerstörung von Rotterdam
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Die Jugendlichen lassen sich tief beeindruckt durch die alte und die neue Kathedrale führen
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Die Bronceplastik "Reconciliation"  (Versöhnung) steht auch in Berlin und in Hiroshima
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Die Jugendkantorei zelebriert zusammen mit dem Knabenchor der Kathedrale von Coventry den Evensong
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Martin W. Hayward, Direktor des Internationalen Versöhnungszentrums der Kathedral von Coventry,     entzündet die Große Versöhnungskerze der Stadtkirche Pforzheim
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Die Jugendkantorei konzertiert vor Shakespeares Grab in der Holy Trinity Church in Straford upon Avon
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