Pforzheimer Puzzleprojekt

Pforzheimer Puzzleprojekt beim Hamburger Evang. Kirchentag

 

Puzzle sorgt bundesweit für Aufsehen

  • Projekt zum 23. Februar setzt beim Kirchentag in Hamburg Zeichen.
  • Vertreter des Nagelkreuzzentrums stellen Aktion vor Ort vor.

Claudius Erb/Pforzheim

Wenn Pforzheim in diesen Tagen bundesweit Schlagzeilen macht, hat das nicht immer gute Gründe. Während die Goldstadt etwa in Sachen Derivate, Jugendarbeitslosigkeit und Kriminalität jüngst als schlechtes Beispiel diente, übernimmt sie nun beim Deutschen Evanbgelischen Kirchentag eine Vorbildfunktion. Das Pforzheimer Puzzleprojekt zum 23. Februar setzt in Hamburg ein durchweg positives Zeichen. Es wird am Donnerstag, 2. Mai, auf der Open-Air-Bühne beim Fischmarkt präsentiert, wo zukunftsweisende Arbeit mit Jugendlichen auf dem Programm steht.

Immer mehr machen mit

Eben dieser Blick nach vorn hat die Macher des Projekts umgetrieben. Ihnen sei es ein Anliegen gewesen, den Gedenktag an die Bombardierung Pforzheims am 23. Februar 1945 durch die Alliierten von einer ausschließlich schmerzlichen Rückschau zu einem zukunftsorientierten Gedenken zu wandeln, erläutert Roland Ganninger. Als Vertreter des Pforzheimer Nagelkreuzzentrums wird er auf der Hamburger Bühne zu den Besuchern des Kirchentags sprechen.

Viele tüftelten im kommunalen "Arbeitskreis 23. Februar" mit, um die Idee des hiesigen Künstlers René Dantes umzusetzen. Im Jahr 2011 waren es rund 150 kunstvoll gestaltete Teile gewesen, die sich vor dem Rathaus zu einem Puzzle zusammenfügten. 2012 hatte sich die Zahl bereits auf rund 300 Teile verdoppelt. Und in diesem Jahr war das Mosaik riesig und besonders beeindruckend. Neben Schülern des Theodor-Heuss-Gymnasiums, der Fritz-Erler-Schule und des Kepler-Gymnasiums hatten sich ganze Klassen weiterer Schulen sowie Jugendgruppen - angeleitet von Pforzheimer Künstlern - kreativ mit den Themen Frieden und Versöhnung auseinandergesetzt.

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"Das Entscheidende ist nicht, ob bei der Puzzle-Aktion Kunst herauskommt.  

Wichtig sind die Vorarbeit und die Auseinandersetzung  mit dem 23. Februar.

Die Teilnehmer sollen nicht nur erinnern, sondern auch begreifen."

Roland Ganninger, Leiter des Nagelkreuzzentrums Pforzheim

Die Aktion sorgt für Aufsehen. Ein Pfarrer aus Kiel fragte an, ob er Blank-Puzzleteile zur Bereicherung seines Konfirmandenunterrichts haben könne. Diesem Wunsch entsprach die Stadt ebenso wie der Bitte der Nagelkreuzgemeinschaft in Deutschland, das Projekt beim Kirchentag zu präsentieren.

Ganz besondere Dreingabe

16 Puzzleteile, auf denen Konfirmanden der Pforzheimer Stadtkirche die Versöhnungslitanei "Vater Vergib" von Coventry bildlich umgesetzt haben, sind in Hamburg zu bestaunen. Clara Gölz und Anne Landauer, die 2011 als Konfirmandinnen selbst an der ersten Puzzle-Aktion mitgewirkt hatten, werden Roland Ganninger nach Hamburg begleiten. Die kleine Pforzheimer Delegation hat eine ganz besondere Dreingabe im Gepäck. 1000 Mini-Puzzleteile wurden mithilfe von Sponsoren gefertigt. Besucher des Kirchentags können sie in kleine Kunstwerke verwandeln und sie zusammenfügen, mit nach Hause nehmen oder sich an einem Bändchen um den Hals hängen.

Dies soll nicht nur Blickfang sein, sondern auch dafür sorgen, dass die Träger dieser Puzzleteile miteinander ins Gespräch kommen. Nach der Präsentation auf dem Fischmarkt können die kleinen Teile bis zum Ende des Kirchentags beim "Markt der Möglichkeiten" am Messestand der Nagelkreuzgemeinschaft bearbeitet werden.

Ein Mini-Puzzle zum Selbermachen: Dieses Angebot bereichert die Präsentation des Pforzheimer Puzzle-Projekts beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hamburg.            FOTO: SEIBEL

"Ich fahre nicht nur für das Nagelkreuz, sondern auch ein bisschen für Pforzheim da hin", sagt Ganninger. Dass die Stadt erneut für den Gedenktag keine einheitliche Linie gegen Rechts gefunden hatte, hat in diesem Jahr nach Ganningers Einschätzung einen "kläglich-miserablen" Eindruck hinterlassen. Beim Kirchentag nun soll am "positiven Image" der Stadt gearbeitet werden - mit einer Aktion, " an der Gott lob viele, viele Pforzheimer beteiligt sind".

 

Starker Auftritt beim Kirchentag in Hamburg

Pforzheimer Mädchen beeindrucken Publikum mit Präsentation des Puzzle-Projekts

PZ vom 6.5.2013

 

"Mit solchen Jugendlichen haben Sie es natürlich leicht, so ein Projekt durchzuziehen", begeistert sich Moderator Marcus Leitschuh auf der Open-Air-Bühne am Hamburger Fischmarkt und klingt auch ein bisschen neidisch. Gerade haben Clara und Anne für das Nagelkreuzzentrum das Pforzheimer Puzzle-Projekt vorgestellt

Das Publikum schwankt zwischen Sprachlosigkeit und Jubel angesichts der 16 ausgelegten Puzzleteile des diesjährigen Konfirmandenjahrgangs der Evangelischen Stadtkirche Pforzheim. Die beiden Mädchen, vor zwei Jahren konfirmiert und bereits am ersten Pforzheimer Puzzle beteiligt, geben Auskunft darüber, warum sie mit Roland Ganninger, einem "Ältesten" und Leiter des Nagelkreuzzentrums, zum 34. Evangelischen Kirchentag gekommen sind.

Moderator Marcus Leitschuh befragt Anne (rechts) und Clara. Mit auf der Fischmarkt-Bühne: Roland Ganninger (links), Leiter des Nagelkreuzzentrums. FOTO: PETRA

"Ich war schon früher beim Kirchentag", sagt Clara, "und habe am Nagelkreuzstand kleine Hufnagelkreuze gebastelt" Als Ganninger sie dann als Konfirmandinnen gefragt habe, ob sie bei der Puzzleaktion mitmachen wollten, sei das für sie und andere aus dem Konfi-Jahrgang keine Frage gewesen. Es gehe darum, durch die Kenntnis der Vergangenheit die Gegenwart zu verstehen und sich für eine versöhnende und friedliche Zukunft einzusetzen. "Deshalb haben sich die diesjährigen Konfirmanden die Umsetzung der Versöhnungslitanei 'Vater Vergib' von Coventry vorgenommen", ergänzt Anne und zeigt ein Riesenpuzzleteil mit dem Spruch "Gegen Ausgrenzung - für Demokratie".

Aus Begreifen wird Verändern

Wie Ganinger, Vorsitzender des Ältestenkreises der Stadtkirche, erläutert, ist vor vier Jahren im "Kommunalen Arbeitskreis 23. Februar" die Idee eingebracht worden, den Pforzheimer Gedenktag von der zwar verständlichen, aber zu ausschließlichen Rückschau auf das Grauen der Zerstörung in ein zukunftsorientiertes Gedenken zu wandeln. Dies biete vor allem für die nachwachsende Generation Chancen der Identifikation. "Aus Erinnern muss Wissen werden, aus Wissen Begreifen, aus Begreifen Verändern". Daraus sei auf der Basis der Idee eines Mosaiks von René Dantes das Puzzle-Projekt geworden, das jetzt deutschlandweit als Beispiel vorbildlicher Versöhnungsarbeit mit Jugendlichen und Kindern gehandelt wird.

Zuvor hatten die beiden jungen Pforzheimerinnen mit Mini-Puzzleteilen Aufsehen erregt. An zwei Tischen unter sonnigem Himmel direkt am alten Hafen motivierten sie das Publikum, die kleinen Teile thematisch zu gestalten.

Der Clou: Die Teile konnten an einem Regenbogenband um den Hals getragen werden. Hunderte weitere Blanko-Puzzleteile wurden am Stand der Nagelkreuzgemeinschaft in Deutschland beim "Markt der Möglichkeiten" bearbeitet.

"Das Nagelkreuz von Coventry als Symbol für Versöhnung, Frieden und Bewahrung der Schöpfung ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie aus etwas Schrecklichem und Bösem etwas Gutes und Zukunftsweisendes werden kann", sagte Ganninger.

 

                        

 

 

 

 

 

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